Mykola Neseniuk: "Von Breschnew zu Messi"

Derbekannte ukrainische Journalist Mykola Nesenyuk veröffentlichte einen interessanten Beitrag auf seiner Facebook-Seite.

Nikolaj Nesenjuk

Im Dezember 1981 sahen Kiewer Einwohner und Gäste der ukrainischen Hauptstadt ein einzigartiges Gemälde. Ein Hochhaus an der Stelle, an der die damalige Leninstraße, die heutige Bohdan-Chmelnytsky-Straße, auf den Chreschtschatyk trifft, war vollständig mit einem riesigen Porträt von Breschnew, dem damaligen Führer der Sowjetunion, bedeckt. Die linke Seite seiner Jacke war mit einer Reihe von fünf Heldensternen auf einmal verziert. Den letzten hatte er gerade an seinem Geburtstag erhalten. Das einzige Problem, über das damals diskutiert wurde, war, ob alle fünf Sterne auf die Jacke des echten Breschnew passen würden, nicht auf die des Bildes. Das taten sie nicht.

Einige Zeit später kam Breschnew mit einer Girlande aus Heldensternen heraus - drei oben und zwei unten, ein eklatanter Verstoß gegen die heraldische Regel, dass die Heldensterne in einer einzigen Reihe auf der linken Brust des Empfängers platziert werden sollten. Wer hätte gedacht, dass diese Sterne eines Tages massenhaft am Geburtstag eines "Führers" vergeben werden würden? Breschnew selbst war zu dieser Zeit krank, und man hatte keine Zeit, ihm einen, zwei oder gar zehn weitere Heldensterne zu verleihen - er starb im Herbst 1982.

All das fiel mir ein, als ich erfuhr, dass Messi, der nicht mehr Fußball spielt, zum besten Fußballer der Welt für 2023 gewählt wurde. Warum eigentlich nicht? Es gibt keine eindeutigen Kriterien für eine solche Auszeichnung, genauso wenig wie es eindeutige Kriterien für die Verleihung des Sterns "Held der Sowjetunion" gibt. Messi kann also auf Jahre hinaus als bester Fußballer der Welt anerkannt und "für seinen Beitrag zur Entwicklung des Fußballs" ausgezeichnet werden. Im Gegensatz zu Breschnew scheint er bei guter Gesundheit zu sein. So können wir noch zig Millionen T-Shirts mit seinem Namen verkaufen und Millionen von Eintrittskarten für Spiele mit seiner Beteiligung. Und es spielt keine Rolle, dass diese Spiele keine Turnierbedeutung haben - Messi ist immer noch ein Held. Genau wie Breschnew.

Mykola Neseniuk