Der bekannte Trainer Sergiy Kovalez bewertet die Perspektiven der führenden Klubs der UPL und der U-21-Nationalmannschaft der Ukraine.
Sergiy Kovalez. Foto — fcpodillya.com.ua„Karpaty“, „Koloss“ und „Polissya“ — ein Beispiel für alle“
— Sofort sind vier Klubs der Ersten Liga aufgestiegen. Aber sofort tauchten Fragen auf, wie ernst und nachhaltig diese Projekte sind?
— Es ist wichtig, dass Erfolge auf dem Fußballfeld durch eine solide Basis untermauert werden — durch eigene Infrastruktur. Zu einem Zeitpunkt musste ich in der Slowakei arbeiten, wo die Föderation sehr konsequent die Anforderungen an die Akkreditierung einhielt. Es kam vor, dass Klubs die Erste Liga gewannen, aber ein weiteres Jahr blieben — einfach aufgrund fehlender adäquater Infrastruktur. Dort gibt es klare Vorschriften und man hält sich daran. Vielleicht kommen auch wir allmählich zu solchen Standards.
Besonders jetzt, wo wir frische Beispiele zum Nachahmen haben — „Karpaty“, LNZ, „Koloss“, „Polissya“. Trotz des Krieges investieren diese Klubs in ihre eigene Basis, entwickeln die Infrastruktur. Wenn man sich ernsthafte Ziele setzt — muss man zuerst auf das Fundament achten.
Ein anschauliches Beispiel ist „Koloss“. Als das Team in die UPL aufstieg, spielte es vorübergehend in der „Obolon-Arena“, da es ein eigenes Stadion baute. Aber bereits nach einem Jahr kehrte es nach Kovalivka zurück — zu einer modernen Arena mit guter Infrastruktur. So ein systematischer Ansatz gefällt mir persönlich sehr.
„Oleksandriya“ — ein Klub mit Zukunft“
— Ich kann nicht umhin, zu fragen, wie es um „Oleksandriya“ steht, deren Farben Ihr Sohn verteidigt. Im Klub gab es Veränderungen — neues Trainerteam, erfahrene Spieler sind gegangen...
— Ja, jetzt durchläuft „Oleksandriya“ eine Phase des Umbaus. Aber ich bin überzeugt, dass der Klub nicht nur eine glänzende Vergangenheit, sondern auch eine vielversprechende Zukunft hat. Es wurde viel über die Arbeit von Ruslan Rotan gesprochen, und das nicht ohne Grund — der Fortschritt des Teams in den drei Jahren seiner Führung ist wirklich beeindruckend. Aber es ist wichtig, dass der Ehrenpräsident Sergiy Kuzmenco und sein Sohn Weitsicht bewiesen haben, als Führungskräfte — sie gaben dem Trainer Zeit, Ressourcen, und das brachte Ergebnisse.
Ohne Geduld, gegenseitiges Verständnis und Bereitschaft zu Kompromissen hätten wir wahrscheinlich nicht die „Oleksandriya“ gesehen, die dazu gebracht hat, über sich zu reden und die historische „Silbermedaille“ gewonnen hat. Das war das Ergebnis harter, kontinuierlicher Arbeit.
— Wie ist die Stimmung Ihres Sohnes jetzt? Wie bewertet er die aktuelle Situation im Team?
— Kyrylo erzählte, dass starke Neuzugänge ins Team kommen, man braucht nur Zeit, damit sie sich einspielen. Gleichzeitig sind viele klasse Fußballer geblieben — es gibt also Gründe für Optimismus. Lassen Sie uns hoffen, dass das Team sein Niveau halten und weiter Fortschritte machen kann.
— Der neue Cheftrainer ist Kyrylo Nesterenko. Kennen Sie ihn?
— Ja, wir haben uns bei Trainerkursen getroffen. Er hinterließ einen guten Eindruck — denkt logisch und formuliert seine Gedanken während praktischer Einheiten klar. Wichtig ist, dass er Erfahrung als Assistent von Mykola Kostov bei der Steu-Stahl in Kamjanske hatte — das gab ihm die Möglichkeit, von einem erfahrenen Spezialisten zu lernen, die interne Struktur von innen zu sehen.
Übrigens, sowohl Vladyslav Lypashko („Karpaty“) als auch Mladen Bartulovic („Metallist 1925“) haben ebenfalls als Assistenten angefangen, und das wurde eine solide Grundlage für ihr weiteres Wachstum. Und Imad Ashour, der sofort „Polissya“ übernahm, ohne Erfahrungen als Assistent zu haben, beendete seine Amtszeit möglicherweise genau deswegen schnell.
— Wie schätzen Sie die Aussichten von Ruslan Rotan bei „Polissya“ in Zhytomyr ein?
— „Polissya“ zeigt, ohne dabei herausragenden Fußball zu spielen, sich seit zwei Jahren für die Eurocups zu qualifizieren. Das Ergebnis wurde durch individuelle Qualitäten erzielt — Nazarenko, Babenkov, Hutsuliak... Jetzt ist deutlich, dass Ruslan Rotan versucht, dem Team den Spielstil aufzudrängen, den sein „Oleksandriya“ spielte. Aber in den Freundschaftsspielen läuft bisher noch nicht alles nach Plan.
Hier ist es wichtig, dass mehrere Faktoren zusammenkommen — Zeit, Auswahl der Spieler, Atmosphäre im Kollektiv. Es wird wirklich interessant sein, diesen Prozess zu beobachten. Gleichzeitig könnten in Zhytomyr auch andere Erwartungen entstehen — andere Bedingungen: bessere Infrastruktur, Finanzierung, Basis. Und dementsprechend — weniger Geduld. In „Oleksandriya“ hatte Rotan drei Jahre, aber hier ist die Zeit deutlich kürzer. Hätte er 4-5 Spieler mitgenommen, mit denen er bereits gearbeitet hat, wäre der Anpassungsprozess einfacher gewesen. Und jetzt — ein neues Team, und bis zum Start der Saison bleiben nur noch wenige Wochen.
„Der Auftritt der U21 bei der Euro — wie ein Déjà-vu“
— Ich kann nicht umhin zu fragen über den Auftritt der U21-Nationalmannschaft der Ukraine bei der Euro. Zumal das Turnier in der Slowakei stattfand, insbesondere in Prešov — einer Stadt, in der Sie als Haupttrainer von „Tatran“ gearbeitet haben.
— Ja, bekannte Orte. Von Prešov nach Košice sind es nur 30 Kilometer, dort spielte auch unsere U21. Es war schön, diese Stadien wieder zu sehen.
Was den Auftritt betrifft — es entstand das Gefühl eines Déjà-vus, wenn man an das Spiel der Nationalmannschaft bei der Euro für Erwachsene denkt. Dort gab es eine Niederlage gegen Rumänien zu Beginn — und hier das gleiche gegen Dänemark. Dann der Sieg über Finnland, aber wieder konnte das benötigte Ergebnis im entscheidenden Spiel nicht erreicht werden — diesmal gegen die Niederlande.
Im Spiel gegen Dänemark, als wir 2:1 führten, hätte man pragmatischer spielen können — die defensiven Mittelfeldspieler stärken und das Ergebnis halten. Aber das Team ließ zweimal Tore zu und wirkte verloren. Die Niederlande waren frischer, hungriger und erzeugten mehr Chancen. Ein wichtiger Verlust war die Sperre von Volodymyr Brazhko. Im Spiel gegen Finnland war bereits zu sehen, dass er auf der gelben Karte „hing“ — es hätte ihn ersetzen sollen. Aber das wurde nicht gemacht, er erhielt die zweite gelbe Karte aus dem Nichts — und verpasste das entscheidende Spiel.
— Das heißt, der Grund liegt nicht nur im Ergebnis?
— Natürlich. Die U21-Nationalmannschaft ist in erster Linie eine Phase der Vorbereitung von Spielern für die Nationalmannschaft. Einst, zu Zeiten von Pavlo Yakovenko, trat unsere U21 ebenfalls unglücklich bei der Euro auf und belegte den letzten Platz in der Gruppe. Aber aus diesem Kader sind Spieler gewachsen, die die Basis der Nationalmannschaft bilden — Yarmolenko, Konoplyanka, Rakitskiy, Stepanenko. Daher ist das Hauptsache — welche Spieler aus diesem Team herauswachsen, und nicht nur das finale Resultat im Turnier.
Der unbekannte Turan und neue Herausforderungen für Shovkovskyi
— Am Donnerstag wird der türkische Spezialist Arda Turan in der Europa League gegen das finnische „Ilves“ auf der Trainerbank von „Schachtar“ debütieren. Wegen des frühen Starts offizielle Spiele mussten die „Bergleute“ die Vorbereitung beschleunigen. Könnte dies die Mannschaft negativ während der Saison beeinflussen?
— Tatsächlich zwingt der frühe Start in der Qualifikation dazu, den gewohnten Rhythmus der Vorbereitung zu ändern. Das ist eine gewisse Herausforderung, aber „Schachtar“ hat genügend qualitativ hochwertige, talentierte Fußballer, eine gute Tiefe im Kader, es gibt genügend Auswahl. Wenn das neue Trainerteam schnell eine gemeinsame Sprache mit der Mannschaft finden kann, die Belastung richtig verteilt und rechtzeitig rotiert, wird diese Beschleunigung kein Problem darstellen.
Es wird auch interessant zu sehen, welchen Fußball Arda Turan anbieten wird. Er ist charismatisch, mit einer großen Spielgeschichte, aber auf diesem Niveau hat er wenig Erfahrung als Trainer. Die türkische Liga, in der er gearbeitet hat, gehört nicht zu den Top-Ligen Europas. Dennoch könnte die Neuheit der Ansätze der Mannschaft neuen Impuls verleihen. Ich hoffe, „Schachtar“ wird nicht nur in der Qualifikation eine würdige Leistung zeigen, sondern auch weiterhin — und sowohl die eigenen Fans als auch alle ukrainischen Fußballliebhaber erfreuen.
— Was sagen Sie über „Dynamo“? Der Kiewer Klub hat bisher keinen neuen Spieler verpflichtet…
— Die Situation bei „Dynamo“ ist vielschichtig. Einerseits wirft das Fehlen neuer Verpflichtungen tatsächlich Besorgnis bei den Fans auf, da die Konkurrenz steigt und alle auf eine Verstärkung hoffen. Andererseits hat sich im Team bereits ein Gerüst junger Spieler gebildet, die einige Erfahrungen haben und schwierige Prüfungen in der vergangenen Saison durchgemacht haben.
Das Wichtigste ist, dass Oleksandr Shovkovskyi eine ernsthafte professionelle Transformation durchgemacht hat. Er arbeitete im Stab der Nationalmannschaft, und als Cheftrainer von „Dynamo“ hat er nicht nur die Situation stabilisiert, sondern das Team auch zum Meistertitel geführt. Das verleiht ihm Autorität und Selbstvertrauen.
Jetzt steht er vor der Aufgabe, das Ergebnis zu festigen und das Team auf ein konstant hohes Niveau zu bringen. Für „Dynamo“ ist es wichtig, nicht nur um die Meisterschaft im eigenen Land zu kämpfen, sondern auch die Ukraine auf internationaler Ebene würdig zu vertreten. Diese Saison könnte entscheidend werden — ob „Dynamo“ seinen Status als Flaggschiff im modernen Fußballkontext zurückgewinnen kann. Alles hängt davon ab, wie schnell und sicher Shovkovskyi seine Ideen umsetzt und wie effektiv das Team auf die Herausforderungen der Saison reagiert.
