Der bekannte ukrainische Journalist Mykola Nesenyuk widmete dem Kiewer Obolon einen Beitrag auf Facebook.
Dieser Begriff ist mir seit meiner Kindheit vertraut. Früher war er im Fußball ein Schimpfwort für Gegner, die mit "einem Fuß" zu schlagen waren. Es gab sogar den Spruch, dass auch eine "Brauereimannschaft" gegen den Favoriten auf jeden Fall mindestens eine Torchance hat.
Heute ist der Begriff "Brauerei-Mannschaft" nicht mehr abstrakt, sondern konkret - es handelt sich um Obolon aus dem nördlichen Umland von Kiew, das allein durch seine Existenz mit vielen Konzepten und Stereotypen in unserem Fußball bricht. Urteilen Sie selbst - im Herbst sagten zahlreiche "Experten" einstimmig die Rückkehr von Obolon in die untere Liga voraus. Die Grundlage für solche Vorhersagen war, dass die Mannschaft der Brauerei im Sommer nicht mit zahlreichen "Absteigern" und freien brasilianisch-afrikanischen Spielern "verstärkt" worden war, die jetzt sogar in der zweiten Liga spielen. Fast die gleiche Mannschaft, die dieses Recht errungen hatte, spielte mit dem gleichen Trainer gegen die stärksten Mannschaften der Ukraine. Man glaubte, dass Obolon ohne "Verstärkungen" und mit dem niedrigsten (Gerüchten zufolge) Gehalt der Liga dazu verdammt sei, am Tabellenende zu versauern. Hinzu kam die öffentliche Weigerung des Mannschaftsbesitzers, mit unseren unbestechlichen Schiedsrichtern zu "arbeiten". Welche Chancen gab es da noch?
Es stellte sich heraus, dass Obolon noch andere Vorteile hat, allen voran das eigene Stadion und die treuen Fans, die die Mannschaft schon seit zwei Jahrzehnten unterstützen. Manch einer mag schmunzeln - welche Fans gibt es denn noch? Spieler, Trainer und Agenten brauchen mehr Geld! Und diese Zuschauer sind nur ein zusätzliches Ärgernis! Genau so funktionieren fast alle neuen "Fußballprojekte" in der Ukraine, wo zahlreiche "Profis" dem Geld eines großzügigen Besitzers wie die Fliegen hinterherlaufen. Aber es hat nicht funktioniert - die Elite wurde von dem kassengeplagten Metalist zurückgelassen, nicht der arme Obolon. Es stellt sich heraus, dass es doch möglich ist!
Es sei darauf hingewiesen, dass Obolon nicht sofort zum aktuellen Format gekommen ist. Während des ersten Aufstiegs der Mannschaft litt ihr Besitzer unter denselben Krankheiten wie alle anderen nicht armen Ukrainer, deren Mannschaften sich auf dem Weg in die Elite befanden. Es gab "Transfers", Leihgaben, Spieler und Trainer mit "großen Namen". All das ging erwartungsgemäß den Bach hinunter, ebenso wie das ausgegebene Geld. Der neue Obolon litt nicht mehr darunter. Niemand verlangte einen schnellen Erfolg. Ganz im Gegenteil, es schien, dass es allen gut ging. Die Mannschaft, in der auch der Sohn des Besitzers mitspielte, spielte im eigenen Stadion vor zwei- oder dreitausend Zuschauern. Die Trainer waren ihre eigenen - ehemalige Spieler der Mannschaft. Auch das Personal ist hausintern. Es ist wie eine kleine Fußballfamilie, die nicht den Anspruch erhebt, großartig zu sein, die aber ihren Job versteht und ihn richtig macht. Es gibt keinen Druck auf Obolon. Das Team schreibt langsam seine eigene Geschichte. Eine bescheidene Geschichte, aber ihre eigene! Eine Geschichte, die wohl kaum von zahlreichen "Projekten" geteilt werden kann, bei denen die Spieler in Scharen "für eine Aufgabe" kommen und in Scharen gehen. Das Obolon-Stadion hat eine ganz eigene Atmosphäre - der Besitzer sitzt nicht in der Loge, sondern auf der Tribüne neben den übrigen Zuschauern und mit nur einem Sicherheitsbeamten. Die Bierschlange unter der Tribüne ist auch ein Club, in dem man über Fußball diskutiert. Ganz für uns allein, ganz gemeinsam...
Wir brauchen mehr "Brauerei-Mannschaften" wie diese!
Mykola NESENJUK
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