Andriy Lunin: "Mit dem Fußball, den wir in den Spielen gegen die Slowakei und Belgien gezeigt haben, hätten wir mehr verdient"

Der Torhüter von Real Madrid und der ukrainischen Nationalmannschaft Andriy Lunin hat in einem Interview mit Marca die Leistung der ukrainischen Nationalmannschaft bei der Euro 2024 bewertet und sich auch zu seinen Fehlern im ersten Spiel des Turniers gegen Rumänien (0:3) geäußert.

- War die Euro 2024 etwas Besonderes für die Ukraine?

- Ja, denn seit Beginn des Krieges ist der Fußball für das Land etwas Besonderes, weil Millionen von Ukrainern uns zuschauen und sich freuen wollen. Vor den Spielen wurden uns Videos, Fotos, Tonaufnahmen, Flaggen unseres Landes geschickt... Wir sahen auch unsere Soldaten in Schützengräben und mit Waffen, die Spiele der ukrainischen Nationalmannschaft verfolgten. Auf diesen Videos sind Schüsse zu hören, aber sie haben sich das Spiel angesehen! Das hat uns Mut gemacht, uns eine Gänsehaut beschert, aber auch noch mehr Druck auf uns ausgeübt.

Erstens mussten wir die Play-off-Phase der Qualifikation für die Euro 2024 im März überstehen, und das haben wir geschafft. Und dann wollten wir den Menschen bei der Europameisterschaft selbst die Freude über das Erreichen der Gruppenphase schenken, um den Kriegern zu danken, die uns beschützen... Wir sind sehr traurig, dass uns das nicht gelungen ist. Gerade mit dem Fußball, den wir in den Spielen gegen die Slowakei (2:1) und Belgien (0:0) gezeigt haben, hätten wir mehr verdient gehabt.

- Sie haben sich nach dem ersten Spiel gegen Rumänien bei den Fans entschuldigt...

- Ja, ich hatte das Gefühl, dass ich das tun muss, denn es ist ganz offensichtlich, dass ich zwei Fehler gemacht habe. Der erste Fehler ist ein technischer, und ich denke, das kann jedem Torwart passieren, aber es ist ein Fehler. Ich weiß, was ein Torwartfehler ist und was ein Stürmerfehler ist. Ein Torwartfehler ist in 90 Prozent der Fälle ein Tor.

Bei dem zweiten Gegentor fehlte mir das Glück. Erst habe ich den Moment des Schusses nicht gesehen, und dann habe ich den Ball auf halbem Weg aus den Augen verloren, weil er von einem Mitspieler geblockt wurde. Ich musste blindlings springen, aber ich habe ihn verfehlt.

Und deshalb habe ich mich nach dem Spiel entschuldigt. Das war das Mindeste, was ich tun konnte. Ich habe mich entschuldigt und mit meiner Arbeit fortgefahren.

Aber natürlich war es schade, denn es ist das erste Mal in der Geschichte, dass eine Mannschaft mit vier Punkten nicht aus der Euro-Gruppe ausscheidet. Das erste Spiel war für uns entscheidend.

- Wie hat Ihnen der Trainer erklärt, dass Sie für das nächste Spiel nicht im Kader stehen würden?

- Es gab keine Erklärungen. Wir sind ja keine Kinder. Ich analysiere auch meine Spiele und weiß, ob ich gut oder schlecht gespielt habe. Ich war moralisch darauf vorbereitet, dass ich nicht spielen würde, aber ich habe 100 % trainiert, falls ich spielen würde.

- Und Sie haben erst kurz vor dem Spiel erfahren, dass Sie nicht im Kader sind?

- Ja, aber das hat mich nicht überrascht, denn ich hatte mich schon ein paar Tage lang mental darauf vorbereitet.

Jetzt kann ich Ihnen sagen, dass ich zwei Monate vor der Europameisterschaft mit Beschwerden in den Knien und Ellbogen gespielt habe. Ich habe Tabletten genommen und spezielle Übungen gemacht, um weiter zu spielen.... Ich wollte nicht aufhören, denn es war meine Saison, es war meine Zeit, dem Verein und den Trainern zu zeigen, dass ich es wirklich wert bin. Ich habe alles getan, was ich konnte, um diese Schmerzen zu überwinden und das Jahr gut abzuschließen.

Bei der Europameisterschaft wollte ich mein Bestes geben, um den Ukrainern im Krieg Freude zu bereiten....

Aber das sind keine Ausreden. Es war einfach traurig, dass ich trotz all dieser Bemühungen im Spiel gegen Rumänien nicht gut gespielt habe, und dann habe ich überhaupt nicht gespielt.

- Warum sagen Sie, dass Sie sich bei der Euro 2024 beweisen wollten? Meinen Sie nicht, dass Sie in dieser Saison schon viel gezeigt haben?

- Die Euro 2024 war das Ende der Saison, die höchste Stufe, wo sich die Besten treffen. Ich wollte das Jahr mit einer positiven Note abschließen.

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