Der ehemalige Stürmer von „Dynamo“ und „Tschornomorets“ Oleksandr Kasyirin kommentierte alle wesentlichen Momente des Spiels zwischen der Ukraine und Belgien im Playoff der Nations League.
Олександр Косирін (фото: atv.odessa.ua)— Die ukrainische Nationalmannschaft hat 2025 noch keine offiziellen Spiele absolviert, und alle Fans unserer Nationalmannschaft haben mit großem Interesse auf das Spiel gegen Belgien gewartet. Hat Sie die Startaufstellung der ukrainischen Nationalmannschaft überrascht?
— Bereits vor dem Spiel wussten wir, dass Maksym Talovierov verletzt war und Artem Dovbyk krank. Ich denke, dass der Verlust dieser Spieler für unsere Nationalmannschaft entscheidend war. Natürlich musste die richtige Wahl auf der Torhüterposition getroffen werden, ich denke, Sergei Rebrov hat das getan. Wenn ich daran denke, als ich in der Nationalmannschaft gespielt habe, dann waren damals überwiegend die Kiewer Dynamo-Spieler im Kader. Heutzutage haben wir wirklich die besten Fußballer versammelt, die in verschiedenen ukrainischen und ausländischen Teams spielen.
— Wie würden Sie das Spiel in der ersten Halbzeit bewerten, die mit 0:1 endete?
— Im Prinzip war es ausgeglichen. Beide Teams versuchten, ihre Chancen im Angriff zu suchen. Insbesondere ist allen das Tor von Lukaku in Erinnerung geblieben. Wenn man diesen Moment analysiert, fand ich es zunächst falsch, dass unsere Fußballer im Strafraum standen, als der Freistoß ausgeführt wurde. Lunin hätte seine Mitspieler auffordern müssen, sich etwa vier Meter nach vorne zu bewegen. Dann hätte er einen Freiraum gehabt und hätte im Spiel eingreifen können. So waren dort Spieler beider Teams, und unser Keeper konnte nicht herauskommen. Lukaku hat den Ball nur mit dem Kopf berührt und das war's.
— Hast du solche Tore in deiner Karriere erzielt?
— Ja, ich habe (lacht). Für einen Stürmer ist es in dieser Situation einfach – man muss nur ein bisschen den Kopf hinhalten, und es ist für den Torhüter extrem schwierig, auf den Nahschuss zu reagieren.
— Normalerweise spielt Zabarniy bei allen Standards gegen Lukaku. Aber nicht in diesem Moment. Warum?
— Sie wissen, jetzt spielen praktisch alle Clubs zonenorientiert bei Standards. Man muss für den Spieler verantwortlich sein, der einem gegenübersteht. Ich würde sagen, dass Yaremchuk in diesem Moment nicht gegen Lukaku spielte.
— Was hat sich im Spiel unserer Mannschaft in der zweiten Halbzeit geändert? In der 62. Minute brachte der Trainerstab der ukrainischen Nationalmannschaft Yarmolyuk, Hutsulyak und Vanat als Wechsel.
— Hier trafen mehrere Faktoren zusammen. Der Wunsch, sich zu beweisen, war bei unseren Jungs enorm groß. Zinchenko war in dieser Saison nicht sichtbar, obwohl wir wissen, dass er verletzt war. In Arsenal spielt er überhaupt nicht, aber hier hat er so aufgeblüht. Vielleicht haben auch die Wechsel bei uns gewirkt.
Und die Belgier waren vielleicht gegen Ende des Spiels müde. Sie begannen, Fehler vor ihrem Tor zu machen, und Oleksiy Hutsulyak nutzte dies sofort aus. Fußball ist unberechenbar, und dafür lieben alle Fans das Spiel Nummer eins der Welt. Der Verteidiger der Gäste, De Winter, machte einen groben Fehler und Hutsulyak nutzte dies meisterhaft aus. Dieses Tor gab unseren Spielern Selbstvertrauen. Man konnte sehen, dass die ukrainischen Fußballer verstanden haben, dass man gegen Belgien auf Augenhöhe spielen kann und sie besiegen kann.
— Welche Faktoren führten zu unserem Sieg?
— Der Wunsch zu gewinnen war bei uns größer. Unsere Spieler haben etwas zu beweisen, zumal in dieser schweren Zeit für das Land. In Belgien spielen alle Fußballer in soliden Clubs und wollten ihre Erfahrung zur Siege nutzen. Wenn wir uns die Statistiken ansehen, lagen wir hier auf der Höhe. Das ist erfreulich.
Früher konnten wir nicht einmal daran denken, dass wir auf Augenhöhe mit Belgien spielen können. Denn noch vor kurzem führte Belgien das weltweite Ranking der besten Nationalmannschaften an und das mehrere Jahre in Folge. Und was sehen wir jetzt? Im Sommer 2024 spielen wir bei der Europameisterschaft gegen Belgien unentschieden 0:0, und jetzt besiegen wir sie in der Nations League — 3:1.
— Dir als Stürmer fällt es leichter, das Spiel unserer Stürmer Yaremchuk und Vanat zu bewerten…
— Es ist klar, dass ich Vladyslav Vanat loben kann. Er hat, als er eingewechselt wurde, ein Tor erzielt. Von jedem Stürmer wird das erwartet. Roman Yaremchuk konnte sich nicht auszeichnen, aber ich kann auch gute Worte über ihn sagen, denn er hat viel „schwarze“ Arbeit geleistet, hat die Verteidiger unter Druck gesetzt und sich ständig angeboten.
— Wie würden Sie das Spiel der belgischen Nationalmannschaft charakterisieren?
— Alle nannten diese Nationalmannschaft einfach - die goldene Generation der belgischen Nationalmannschaft. In der Tat, De Bruyne, Courtois, Lukaku, Tielemans, früher Hazard - das sind große Meister. Es gibt auch jüngere Talente - Onana und Doku beispielsweise. Aber die Spitze im Weltfußball haben sie so einfach nicht erreicht, obwohl sie sowohl bei der Europameisterschaft als auch bei der Weltmeisterschaft zu den Favoriten gezählt wurden. Aber wir wissen, dass Namen im Fußball keine Rolle spielen. Obwohl in jeder Mannschaft eine Mischung aus Jugend und Erfahrung vorhanden sein sollte. Wenn ich von unserer Nationalmannschaft spreche, sage ich, dass es gut ist, dass wir Andriy Yarmolenko auf der Bank haben, der immer dem Yarmolyuk Ratschläge geben kann, beispielsweise. Das ist sehr wichtig.
— Wer war der beste Spieler der ukrainischen Nationalmannschaft in diesem Spiel?
— Alle haben auf hohem Niveau gespielt. Wahrscheinlich werde ich zum ersten Mal niemanden hervorheben. Denn Matviyenko hat gegen den starken Lukaku gut abgeschnitten. Gute Worte kann ich auch über Sudakov sagen. Hryhorii war sehr nützlich. Zum Vergleich ein anschauliches Beispiel. Während Andriy Shevchenko in der ukrainischen Nationalmannschaft spielte, warteten alle nur auf ihn in wichtigen Spielen Tore zu schießen. lief das Spiel bei Shevchenko nicht, waren die Chancen auf Erfolg minimal. Gestern haben Hutsulyak, Vanat und Zabarniy Tore erzielt. Schließlich war Ilya nicht nur defensiv zuverlässig, sondern auch vorne nutzbringend. Jetzt wissen die Belgier nicht, was sie in dem zweiten Spiel von unseren Jungs erwarten sollen.
— Übrigens, wie sollte sich die ukrainische Nationalmannschaft in Genk am besten verhalten? Nach dem Ergebnis spielen und den Vorsprung halten?
— Auf keinen Fall darf man streng defensiv spielen. Man sollte offensiv agieren, sozusagen. Die Verteidigung Belgiens ist nicht die beste, das hat jeder gesehen. Ein weiteres Beispiel aus den letzten Tagen. Liverpool ließ seinen gewohnten offensiven Fußball gegen PSG in der Champions League sausen. Sie wollten den knappen Vorsprung aus Paris halten, und wir wissen, wie das Ganze ausgegangen ist. Liverpool war nicht einmal sie selbst im Finale des englischen Ligapokals, als sie gegen Newcastle spielten. Wieder eine Niederlage.
Alle Fußballer sagen, dass sie für ihre Fans spielen. Alle unsere Fans wollen Siege der Nationalmannschaft sehen, und nicht wie wir uns vom Gegner abwehren. Man sollte nach den besten Mannschaften streben. Atlético führte zuhause in der 70. Minute gegen Barcelona mit 2:0 und drängte sich an seine eigenen Tore. Ergebnis — ein Sieg für Barça mit 4:2. Der Klassenunterschied der Spieler ist offensichtlich, das ist ein Fakt, aber man muss versuchen, Fußball zu spielen, und sich nicht abmühen. Insgesamt sehe ich, dass die ukrainische Nationalmannschaft in Europa völlig konkurrenzfähig ist, und das ist die Hauptschlussfolgerung nach dem Spiel in Murcia.
